» Ich empfehle dieses Buch, weil es aktuelle Themen wie Humanität und Integrität aufgreift und die moralische Größe der Protagonistin Iphigenie hervorhebt. Außerdem sind die Konflikte zwischen Pflicht und Selbstbestimmung sowie die Themen Flucht, Heimat und Identität auch heute noch hochaktuell und relevante Fragen. «
Klappentext
"Hat denn zur unerhörten Tat der Mann
Allein das Recht? Drückt denn Unmögliches
Nur Er an die gewalt'ge Heldenbrust?"
Johann Wolfgang Goethe, Iphigenie auf Tauris
Bewertung
Es handelt sich um ein klassisches Drama von Goethe dessen Themen und Konflikte auch in der heutigen Zeit noch Relevanz besitzen. Iphigenie, Tochter des Agamemnon, lebt nach ihrer Rettung vor dem Opfertod als Priesterin der Göttin Diana auf der Insel Tauris. Dort dient sie dem König Thoas, der sie liebt und heiraten will. Iphigenie lehnt jedoch ab, da sie sich nach ihrer Heimat Griechenland sehnt. Als zwei Griechen – Orest, ihr Bruder, und sein Freund Pylades – auf Tauris landen, erkennt Iphigenie ihren Bruder wieder. Orest ist von Schuldgefühlen und Wahnsinn geplagt, weil er seine Mutter Klytämnestra getötet hat. Die drei planen die Flucht mit der Statue der Diana, die sie mitnehmen müssen, um den Fluch auf Orests Familie zu brechen. Iphigenie entscheidet sich jedoch gegen eine List und offenbart Thoas die Wahrheit. Durch ihre Aufrichtigkeit wird Thoas besänftigt und lässt sie ziehen.
Iphigenie entscheidet sich gegen Lüge und Gewalt – sie handelt ethisch und aufrichtig, auch wenn es riskant ist. In einer Welt, in der Macht, Manipulation und Eigennutz oft dominieren, ist ihre Haltung ein starkes Plädoyer für Humanität und Integrität. Iphigenie stellt die Wahrheit über alles – selbst über ihr eigenes Überleben. Das zeigt ihre moralische Größe: „Der Wahrheit acht’ ich, wie du die Götter ehrst.“
Der Konflikt zwischen Pflicht und Selbstbestimmung spielt eine zentrale Rolle. Iphigenie steht zwischen den Erwartungen anderer (z. B. Thoas’ Wunsch nach Heirat) und ihrem eigenen Wunsch nach Freiheit. Dieser innere Konflikt ist auch heute noch hochaktuell, etwa im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Normen und individueller Selbstverwirklichung.
„Ein edler Mensch hilft seinem Feind, der in Gefahr ist.“ Dieses Zitat betont die Idee der Menschlichkeit über Feindschaft – ein zentraler Wert der Aufklärung.
Weitere relevante Themen sind Flucht, Heimat und Identität. Iphigenie lebt im Exil und sehnt sich nach ihrer Heimat – ein Thema, das in Zeiten von Migration, Flucht und Identitätsfragen weltweit relevant ist. Ihre Geschichte wirft Fragen auf wie: Was bedeutet Heimat? Wann ist man frei?
Versöhnung und Rache sind weitere zentrale Themen in dem Drama. Orest kommt mit einem Racheauftrag, doch durch Iphigenies Einfluss wird Versöhnung möglich. Das Stück zeigt, dass Frieden durch Dialog und Verständnis erreicht werden kann – ein starkes Signal in einer oft polarisierten Welt.
Iphigenie appelliert an Thoas’ Vernunft und Götterfurcht – und erreicht so eine friedliche Lösung: „Es fürchte die Götter das Volk, der König die Götter.“
Iphigenie ist eine der frühesten literarischen Frauenfiguren mit moralischer Autorität. Sie handelt selbstbestimmt und beeinflusst das Geschehen maßgeblich – ein Thema, das auch im Kontext von Gleichberechtigung und feministischer Literatur aktuell bleibt.

Gattung:
Drama
Klassifizierung:
Fiktion
Genre:
Lyrische Tragödie
Seitenzahl:
219